NCN Festival 2025

Veröffentlicht am 15. September 2025 um 12:25

Drei Tage voller Emotionen, Szenevielfalt und unvergesslicher Momente

NCN Festival 2025 – Drei Tage voller Emotionen, Szenevielfalt und unvergesslicher Momente

Vor den Toren Leipzigs, im idyllischen Kulturpark Deutzen, ging das NCN Festival in seine mittlerweile 18+2 Runde. Was das Besondere daran ist? Ein Festival mit Ferienlager-Feeling, eingebettet in einen waldähnlichen Park, überschaubar, aber weitläufig genug, um sich treiben zu lassen. Die Atmosphäre ist gemütlich, familiär – und dank der Vielzahl an Bühnen, von EBM, Synth-Pop und Dark-Wave über Post-Punk bis hin zur Lesebühne, kommt wirklich jede Szene auf ihre Kosten.

Wir besuchten für Euch die Bühnen und pickten ein paar Highlights heraus. Alle Bands konnten wir nicht besuchen – wo wir überall waren, lest Ihr hier.

Freitag: Auftakt voller Energie

Der Freitag startete am Nachmittag – und gleich mit einer satten Portion Elektrosound.

Auf der Amphi-Bühne eröffnete Pseudokrupp Projekt mit der „Pfeffibar“ das Festival. Frontmann Marty ließ keinen Zweifel daran, dass hier niemand lange stillstehen würde: energiegeladen, präsent und mit der typischen Mischung aus harten Beats und tiefgründigen Texten. Doch nicht nur die Musik sorgte für Stimmung – auch das Publikum wurde direkt einbezogen. Der ein oder andere Schnaps fand seinen Weg von der Bühne ins Publikum, während Marty unermüdlich über die Bühne fegte. Man spürte sofort: Die Band hat nicht nur etwas zu sagen, sie hat vor allem Lust, gemeinsam mit dem Publikum das Wochenende einzuleiten.

Danach wechselten wir die Szenerie zur Parkbühne, wo es einen deutlichen Stilwechsel gab – von Elektrobeats zu Indie-Rock. Leichtmatrose mit „Käpt’n“ Andreas an der Spitze hissten die Segel und nahmen das Publikum mit auf eine musikalische Reise. Kraftvolle Songs, charmant-salzige Ansagen und die Energie der Menge erzeugten eine spürbare Welle, die die Crew mit einem Lächeln aufnahm.

Direkt im Anschluss brachte Tilly Electronics mit minimalistischen, treibenden Beats und augenzwinkernden Texten eine ganz eigene Note auf die Bühne. Ihr schwarz-weiß-karriertes Outfit ist ein Markenzeichen, und ihre elektronischen Songs über Tanzen, Crack, Rotwein und Ich sorgten für gute Laune und Bewegung im Publikum.

Der Freitag hielt eine Überraschung bereit: Krankheitsbedingt musste Rein absagen, dafür sprang Rotersand ein. Frontmann Rascal Nikov und Keyboarder Krischan Jan-Eric Wesenberg meisterten die Herausforderung souverän. Mit einem druckvollen Mix aus Future Pop, Trance und Electrosound brachte die Band das Publikum in Rekordzeit zum Tanzen. Songs vom neuen Album Don’t Become The Thing You Hated, das erst am 8. August 2025 erschien, fügte sich nahtlos ins Set ein.

Zum krönenden Abschluss des ersten Tages ging es auf die Waldbühne: Placebo Effect verabschiedeten sich mit ihrer letzten Festivalshow in Deutschland. Seit 1989 prägt die Band den Dark-Electro-Sound der Szene, und auch an diesem Abend inszenierte Frontmann Axel eine düstere, atmosphärische Show voller skurriler Elemente – von Plastikpuppen über Dornenkrone, Hühnerfedern, Schwarzlichtlampen bis hin zu einem riesigen Teddy, der schließlich im Publikum eine neue Besitzerin fand. Ein emotionaler, würdiger Abschluss des ersten Tages.

Samstag: Von Lesebühne bis Right Said Fred

Der Samstag begann noch sanft – Zeit, die besonderen Stände zu erkunden. Besonders für Bücherwürmer gab es einiges zu entdecken: Lesebühne und kleine Verlage luden zum Stöbern und Zuhören ein.

Auf der Waldbühne eröffnete das regionale Musikprojekt Digital Factor aus Altenburg. Mit Synth-Pop, Electro und 80er/90er-Einflüssen setzte die Band einen gelungenen Startpunkt. Sänger Mike Langer zeigte, dass Digital Factor nach langer Pause noch immer präsent ist – mit Songs vom aktuellen Album G.B.A. und Clubhits wie Falling Down.

Auf der Amphi-Bühne folgte Wiegand aus Pulheim bei Köln. Ihr Mix aus Synth-Pop und Darkwave kam bestens an. Sänger Helge (bekannt u. a. von TOY und Diorama) begeisterte mit tanzbaren Songs wie Alive und Floating Away, flotten Sprüchen und viel Publikumsnähe. Unterstützt wurde er am Keyboard und Gesang von Jens Domgörgen (ehemals X-Divided).

Dann wurde es rockiger: Circus of Fools traten mit bizarrer Maskerade, Fratzen und Steampunk-Kostümen auf. Musikalisch bewegten sie sich zwischen Death Metal und melancholischem Goth-Rock – schrill, packend und faszinierend zugleich.

Weitere Bands des Tages waren Formalin, Angels & Agony, Machinista, Ash Code......

Die Vielzahl an Bühnen und Stilen machte es unmöglich, alles mitzunehmen – ein Paradies für Musikliebhaber:innen.

Für Abwechslung sorgte die Lesebühne: Autor Markus Heitz las aus Die Schwarze Königin II und Vampire! Vampire! und zog das Publikum mit Charme und Humor in den Bann.

Mittelalterlich wurde es mit Heimataerde, die Dark-Electro mit mittelalterlichen Instrumenten kombinierten. Sänger Ashlar entführte das Publikum in düstere Geschichten voller Vampire, Werwölfe und Dämonen.

Der Veranstalter hatte einen besonderen Coup parat: Right Said Fred auf der Amphibühne! Hits wie Stand Up und Don’t Talk Just Kiss verwandelten das NCN in eine ausgelassene 80/90er-Party, begleitet von Seifenblasen, Einhörnern und Fahnen.

Den düsteren Abschluss des Samstags setzte Suicide Commando: Johann van Roy fegte mit seiner aggressiven Mischung aus Dark Industrial, Electro und Aggrotech über die Bühne. Songs wie God Is in the Rain und Die Motherfucker Die wurden vom Publikum frenetisch gefeiert.

Sonntag: Experimente, elektronischer Wahnsinn und das große Finale

Der letzte Festivaltag begann mittags auf der Waldbühne mit Promenade Cinema aus Sheffield. Mit ihrem Mix aus elektronischer Musik, New Wave, Synth-Pop und 80er-Wave überzeugten sie vollends. Besonders die klare, kraftvolle Stimme von Emma Barsen zog das Publikum in ihren Bann.

Danach entführten uns Pecadores aus Brasilien in einen elektronisch-industriellen Dschungel. Masken, eine ausdrucksstarke Show und Texte zu Herkunft, Mystik und afrobrasilianischen Religionen wie Macumba machten ihren Auftritt zu einer spannenden, ungewohnten Erfahrung.

Die Energie blieb hoch: Mit Fabric C standen Thorsten W.D. Berger, FRYZ und INK auf der Bühne. Harte Beats, klare Vocals und jede Menge Spielfreude brachten die Waldbühne zum Beben.

Im grellen Sonnenlicht folgte ein seltener Live-Auftritt von The Mao Tse Tung Experience, dem Nebenprojekt von Thomas Lüdke, unterstützt von Tankmann. Minimalistische Beats und Synthesizer-Klänge fesselten die Fans sofort – ein Projekt mit Kultstatus, das am Sonntagnachmittag bestens funktionierte.

Auf der Parkbühne präsentierte SYZYGYX mit Sängerin Luna ein weiteres elektronisches Highlight. Schon beim Soundcheck war klar: Das wird laut. Und tatsächlich – zwischen Synthesizer-Wänden, wummernden Bässen und einer energiegeladenen Luna, die immer wieder ins Publikum rannte, bebte der Boden.

Während der Nachmittag elektronischer geprägt war, neigte sich das Festival langsam dem Ende zu. Manche Besucher packten bereits Zelte und Wohnmobile zusammen, überall sah man glückliche, aber erschöpfte Gesichter – Spuren eines intensiven, tanzreichen Wochenendes voller Emotionen und Neuentdeckungen.

Am Abend wurde es noch einmal mittelalterlich: Tanzwut feierten ihr 25-jähriges Bestehen mit Dudelsäcken, Spielfreude und Gauklerei. Wenn der „Teufel“ mit seinen Spielleuten singt und musiziert, bleibt kein Tanzbein still – die Energie schwappte durch Wald und Wiese.

Zum großen Finale kehrte das NCN zurück zu den 80ern und 90ern: Camouflage als Headliner füllten die Amphibühne mit Klassikern wie The Great Commandment und We Are Lovers, sorgten für einen Abschluss voller Synth-Pop-Energie, die Generationen verbindet.

Fazit: Ein Festival voller Überraschungen und Vielfalt

Das NCN 2025 überzeugte erneut mit einem besonderen Mix abseits des Mainstreams: drei Tage voller Emotionen, spannender Geschichten, Begegnungen mit alten Freunden und neuen Bekanntschaften – und natürlich großartiger Musik. Vom familiären Ferienlager-Feeling bis hin zu legendären Auftritten bot das Festival alles, was die Szene liebt.

Ein herzliches Dankeschön geht an Crew, Helfer:innen und das gesamte Team.

Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe: NCN 18+3 vom 03.09. bis 06.09.2026.

Text & Foto: Sandra Cassens & Jennifer Busch-Cassens

N.A.R. Group

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